Dramatik: Literatur – Dichtung und Gattungen

In der deutschen Dichtung gibt es drei Gattungen: Die Lyrik, die Epik und die Dramatik. Die Lyrik wird als Erinnerung bezeichnet, die Epik als Vorstellung und die Dramatik als Spannung. Die Dramatik ist also eine von diesen drei Gattungen. Hier auf dieser Seite möchten wir euch die Dramatik in allen Details vorstellen.

Übersicht:


Definition Drama

Die Dramatik ist das „handelnde Geschehen“.
Diese Definition ergibt sich aus dem griechischen Wort „drama“.
Ein Drama ist das literarische Werk der Dramatik.

Dramatik – Merkmale

Fiktion – Simulation:  Unterschiede in der Dramatik
Die literarische Gattung der Dichtung der Dramatik zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus. Das dabei wohl wichtigste Merkmal ist der Versuch eine Darstellung eines realen Geschehens für den Zuschauer zu erzeugen. Dieser Versuch der möglichst realen Darstellung in einem dramatischen Text, wird Fiktion genannt.
Fiktion bedeutet, dass dem Zuschauer vermittelt wird, die Handlungszeit sei die gleiche wie die reale Zeit, in der das Geschehen spielt. Dieser Eindruck wird durch Szenenauslassung hergestellt.
Fiktion besteht allerdings nur als schriftliche Erzählung.
Sobald ein Drama auf einer Bühne gespielt wird, handelt es sich um eine Simulation.
Drama Fiktion
Drama Simulation
Der Fantasie des Zuschauers werden in beiden Fällen, also in der Fiktion und in der Simulation, keine Grenzen gesetzt. Jedoch muss unterschieden werden, dass der Leser im Falle einer Fiktion, also einem geschriebenem Werk, viel fantasievoller agieren kann. Er kann die spannenden und erregenden Situationen empfinden und sein eigenes Bewusstsein einbringen. Er setzt sich mit den Szenen auseinander, bewertet sie auch. Sobald die Situation der Simulation eintritt, werden der Fantasie Grenzen gesetzt und so können sich Gefühle der Zuschauer auch ändern. Ein gelesener Abschnitt weckt Emotionen wie Spannung und Erregung, ein dargestelltes Spiel kann jedoch als unerträglich oder anstrengend empfunden werden.
Die Sprechsituation in der Dramatik
In der literarischen Dichtungsgattung der Dramatik spielt die Sprechsituation eine große Rolle. Eine Sprechsituation ist die Angabe von Ort, Zeit, Anlass und Absicht und ihre Darstellung. Wie wird dem Leser dies vermittelt, in welcher Situation befindet sich der Sprecher? Diese Frage stellt sich bei der Betrachtung der Sprechsituation.
Die dramatische Sprechsituation wird dem Leser durch das Lesen mitgeteilt. Sie wird also direkt an den Zuschauer oder Leser herangetragen. Ein dabei auftretendes Problem ist, dass der Zuschauer sich alle Situationen selbst zusammen suchen muss. Er bekommt nicht durch einen zweiten Erzähler mitgeteilt, um welche Situation es sich handelt. Hintergründe werden also nicht beschrieben.
Drama Sprechsituation
Die Vielfalt der Zeichen in der Dramatik
Die Zeichenvielfalt ist ein weiteres Merkmal der Dichtungsgattung der Dramatik. Zeichenvielfalt bedeutet, dass viele verschiedene außersprachliche Mittel eingesetzt werden. Denn in einer dramatischen Darstellung wird nicht nur mit Sprache gearbeitet, sondern auch mit Musik oder Aufbauten wie Bühnenbild und Dekoration. Das Ziel der Zeichenvielfalt ist es, das Geschehen möglichst real darzustellen. Die dabei verwendeten Gestiken oder Bewegungen werden durch Kostüme verstärkt, die Handlungsabläufe mit einem Bühnenbild dokumentiert. Geräusche und Töne werden durch Einbringen von alltäglicher Akustik herbeigeführt. Das alles sind Merkmale der Zeichenvielfalt.
Indirekte Rede in der Dramatik
Während der Handlung in einem Drama, werden oft Dinge ergänzt oder Kommentare eingefügt. Dies geschieht meist durch die indirekte Rede. Diese Form der Handlungsergänzung kennen wir auch als Regieanweisungen, und wird im Drama als Figurenrede bezeichnet. Die Figurenrede stellt zum Beispiel Bewegungen dar, die durch Sprache allein nicht ausgedrückt werden können.

Das Drama - die literarische Form der Dramatik

Das Drama ist die literarische Form der Dramatik. Ein Drama besteht aus einer abgeschlossenen Handlung, die sich im Laufe der Zeit immer weiter zuspitzt und einen Konflikt darstellt. Dieser Konflikt, und somit der Inhalt des Dramas, kann durch Monologe und Dialoge zwischen den Charakteren herbeigeführt werden.
Im Drama kann man den Handlungsverlauf durch eine Spannungskurve darstellen. Die Spannung steigt bis zu einem Punkt, dem Höhepunkt, und fällt dann wieder ab.

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Drama Spannungskurve


Das Analytische Drama
Das Analytische Drama ist ein Grundkonzept, auf dem ein dramatisches Stück aufbaut. Wichtigstes Merkmal des Analytischen Dramas ist, dass es zwei Handlungsebenen gibt. Zum einen gibt es die Hintergründe, welche im Geschehen auf der Bühne eine wichtige Rolle spielen. Es ist etwas passiert, dessen Folgen nun im Stück betrachtet werden. Jedoch sind diese Hintergründe dem Zuschauer zunächst nicht bekannt. Als zweite Handlungsebene gibt es das Geschehen auf der Bühne. Dieses ist den Zuschauern präsent. Die beiden Handlungsebenen arbeiten eng miteinander, um den Zuschauern einen dramatischen Handlungsverlauf zu bieten.
Das Synthetische Drama
Das synthetische Drama ist ebenfalls ein Konzept, auf dem ein Drama aufbaut. Es unterscheidet sich jedoch von dem analytischen Drama. Das synthetische Drama beginnt mit einer Handlungssequenz, in der etwas Entscheidendes passiert. In dem synthetischen Drama herrscht ein innerer Konflikt der Hauptperson des Stückes. Dieser Konflikt mündet in zwei Entscheidungen, der Charakter muss sich für eine entscheiden. Dies ist der innere Konflikt. Es gibt jedoch auch einen äußeren Konflikt im synthetischen Drama. Dieser äußere Konflikt besteht zwischen zwei Gegenspielern. Sie handeln einander entgegen, sodass ein Konflikt entsteht.

Das Drama – Handlung

Wichtig zu wissen, wenn man über die Handlung eines Dramas sprechen will: Die Handlung geht immer von den Personen aus. Eine Handlung ist nicht das Geschehen. Sie verfolgt viel mehr eine Absicht, man kann die Handlung nachvollziehen.
Die Handlung des Dramas setzt sich aus verschiedenen Dingen zusammen.
Zum einen wäre da das Thema, mit dem sich das Drama beschäftigt. Zum anderen gibt es die Charaktere, die in dem Drama auftreten. Ein weiteres Element des Dramas ist die Zusammensetzung der Handlung. Hier kann ein Zusammenhang zwischen Hintergründen und aktuellem Geschehen bestehen, oder auch historische Fakten eine Rolle spielen.
In der Handlung des Dramas gibt es ein weiteres wichtiges Element: Motive. Dieses Merkmal lässt sich in zwei Unterthemen gliedern, Typenmotive und Situationsmotive. Typenmotive sind bestimmte, exakt auf einen Charakter oder Situation zutreffende, Klassifikationen. So gibt es zum Beispiel das Typenmotiv „herrischer Mann“ oder auch „zaghaftes Weib“.
Situationsmotive sind ganze Zustände und Situationen zwischen verschiedenen Charakteren. So können zwei verheiratet Menschen bereits ein Situationsmotiv darstellen.
Das Drama - Verschiedene Arten der Handlungserzählung
Ein Drama lebt durch die verschiedenen, spannungsreichen Erzählweisen der Handlung. Dabei kann zwischen der verdeckten Handlung, dem Botenbericht und der Mauerschau unterschieden werden.
Die verdeckte Handlung
Die Handlung wird dem Zuschauer nicht gezeigt, sondern nur gesagt. Man weiß also, was passiert, es wird jedoch nicht dargestellt.
Botenbericht
Der Botenbericht wird dem Zuschauer erzählt. Es ist eine Erzählung von in der Vergangenheit liegenden Ereignissen.
Mauerschau
Die Mauerschau ist eine Art Botenbericht, allerdings in der Gegenwart. Sie berichtet von aktuellen Geschehnissen, außerhalb der Bühne.

Das Drama – Personen und Charaktere

Figuren sind einzig und allein dafür da, die Handlung zu tragen. Der Zuschauer sieht diese Figur während der Aufführung oder während dem Lesen des Stückes, die Figur ist keine reale sondern nur im Drama existierende Darstellung. Es gibt in einem Drama verschiedene Figuren. Sie werden unterschieden in Personen, Rolle und Charakter, sowie der Figur selbst.
Personen
Die Personen im Drama sind die Rollen, die die Figuren im Drama spielen. Das bedeutet also, dass Figuren in verschiedenen Verhältnissen zu einander stehen.
Rolle
Eine Rolle ist die Tätigkeit, die ein Schauspieler ausführt. Er bekommt die Aufgabe eine bestimmte Rolle zu spielen.
Charakter
Wenn man das Wort Charakter in seinem Ursprung betrachtet, lässt sich das griechische Wort „charakter“ mit dem deutschen Begriff des „Stempel“ übersetzen. Ein Charakter ist also eine geprägte Rolle. Charaktere sind die individuellen Merkmale einer Rolle. Das bedeutet dass der Rolle verschiedene Charaktereigenschaften zu geschrieben werden. Sie kann „böse“ oder „freundlich“ sein, aber auch „verträumt“ oder „großherzig“.
Dramenfigur
Eine Figur in einem Drama ist eine ausgedachte Person. Das Wort „figura“ leitet sich aus dem Lateinischen her und bedeutet „Gestalt“. Eine Figur ist also eine gestaltete Person.

Das Drama – Figurengestaltung

Es gibt vier verschiedene Möglichkeiten eine Figur in einem Drama zu gestalten. Das bedeutet, dass unterschiedliche Entwicklungen der Figur passieren können, aber auch die Eigenschaften der Figuren können verschieden sein. Diese gestalterischen Möglichkeiten werden in unterschiedliche Kategorien unterteilt:
Die dynamische Figurengestaltung
Wenn eine Figur sich im Laufe des Stückes entwickelt, spricht man von einer dynamischen Figurengestaltung.
Die statische Figurengestaltung
Man spricht von einer statischen Figurengestaltung, wenn die Figuren keine charakterlichen Fortschritte in ihrer Entwicklung durchlaufen.
Die geschlossene Figurengestaltung
Die Figur lässt sich nicht interpretieren. Es handelt sich um eine geschlossene Figurengestaltung.
Die offene Figurengestaltung
Der Zuschauer und Leser hat die Möglichkeit die Figur des Dramas zu interpretieren. Man spricht von einer offenen Figurengestaltung.
Eindimensionale Figurengestaltung
Die Figur besitzt eine prägende Charaktereigenschaft, die ihr Handeln dominiert. Diese Art der Figurengestaltung lässt die Figur sehr einseitig erscheinen.
Mehrdimensionale Figurengestaltung
Bei einer mehrdimensionalen Figurengestaltung ist die Figur mit vielen Charaktereigenschaften ausgestattet, sie kann sich auf alle Situationen neu einstellen und darauf reagieren.
Auktoriale Figurengestaltung
Um dem Zuschauer ein möglichst umfassendes Stück zu bieten, gibt der Autor oft durch Nebensätze oder Regieanweisungen die Charaktereigenschaften der Figur wider. Bei der auktorialen Figurengestaltung wird die Figur also durch den Autor selbst beschrieben.
Figurale Figurengestaltung
Ein Charakter, der sich selbst beschreibt oder durch andere Figuren beschrieben wird, wird als figural charakterisiert definiert.
Das Drama – Figurenkonstellation
In einem Drama werden die Figuren oft in enge Beziehungen miteinander gestellt. Das ist eines der Hauptmerkmale des Dramas, denn aus diesen Figurenkonstellationen entwickelt sich der Konflikt, welcher in einem Höhepunkt gipfelt. In einem Drama gibt es Hauptfiguren und Nebenfiguren. Die Hauptfiguren lassen sich noch einmal in zwei weitere Unterkategorien einteilen, die Protagonisten und die Antagonisten. Ein Protagonist ist die Hauptfigur in einem Drama, um sie drehen sich die Handlung und meist auch der Konflikt.

Das Drama – Der Konflikt

Der Konflikt ist das Hauptmerkmal des Dramas. Um ihn dreht sich die Handlung. Wenn man ein Drama betrachtet und den Konflikt erkennen will, muss man drei verschiedene Aspekte betrachten:

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Wie ist der Konflikt entstanden?
Wie entwickelt sich der Konflikt?
Wie löst sich der Konflikt auf?


Der Konflikt kann aus verschiedenen Interessen der Figuren entstehen. Wenn also eine Figur eine besondere Absicht verfolgt und sie dabei an die Interessen und Absichten einer anderen Figur stößt, so kann daraus ein Konflikt entstehen. Wenn zwei Figuren die gleiche Absicht verfolgen, entsteht ein dramatischer Konflikt.
Die Entwicklung des Konflikts ergibt sich aus den verschiedenen Handlungsabläufen der Figuren. Er entwickelt sich im Laufe der Handlung.
Ein Konflikt wird in einem Drama am Ende aufgelöst, meist endet er mit einer Katastrophe. Dabei unterscheidet man zwischen der tragischen Lösung und der komischen Lösung eines Konflikts.

Das Drama – geschlossene Form / offene Form

Das Drama lässt sich in zwei verschiedene Formen einordnen: Das offene Drama und das geschlossene Drama. Die geschlossene Form des Dramas folgt einer festgelegten Struktur:
Der erste Akt eines Dramas wird als Einleitung bezeichnet. Hier werden dem Zuschauer Hintergrundinformationen für den Handlungseinstieg gegeben.
Am Ende des 1.Akts passiert etwas, was die Spannung aufbaut und den zweiten Akt einleitet.
Im zweiten Akt wird die Handlung weiter gesteigert.
Der Höhepunkt des Dramas ereignet sich im dritten Akt und wird auch als Klimax bezeichnet.
Der vierte Akt wird durch das tragische Moment geprägt. Hier beginnt sich die Situation umzukehren, die Handlungskurve fällt.
Im fünften Akt baut sich ein letztes Mal Spannung auf, bevor das Drama in der Katastrophe endet.
Handlung
In der geschlossenen Form des Dramas gibt es eine in sich geschlossene Handlungskurve. Das bedeutet, dass alle Szenen nach einander passieren und es nicht möglich ist, die Handlung zu tauschen, da sonst der Aufbau des Dramas nicht funktioniert.
Die offene Form des Dramas dagegen lebt von den verschiedenen, parallel zu einander laufenden Handlungen.
Ort
In der geschlossenen Form des Dramas gibt es nur einen Ort, an dem das Geschehen passiert.
Die offene Form des Dramas lebt von den verschiedenen Orten.
Zeit
Die Zeit in der geschlossenen Form wird als Einheit gesehen. Das geschlossene Drama läuft in einem festgelegten Zeitrahmen ab.
Die offene Form des Dramas kann aus einer langen Zeitspanne bestehen.
Figuren
In einem geschlossenen Drama gibt es nur wenige Figuren.
Das offene Drama dagegen besitzt viele verschieden Figuren.

Das Drama - Die Tragödie

Das ursprüngliche Wort „tragos“ aus dem griechischen, bedeutet „Bock“. Die genaue Übertragung auf den Begriff der Tragödie lässt sich nicht eins zu eins herleiten, denn die Tragödie ist die Darstellung eines Konflikts, der die Hauptfigur in den Tod stürzt. Die Tragödie besitzt den für ein Drama typischen Handlungsverlauf. Die Handlung entwickelt sich, gipfelt in der Katastrophe und nimmt danach wieder in der Spannung ab.

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Drama Spannungskurve


Die Tragödie entsteht aus dem Schicksal der Figuren, sei es durch persönliche Schuldzuweisungen oder andere tragische Schicksale.

Das Drama - Die Komödie

In einer Komödie endet das Stück in einem komischen Abschluss. Auch der Inhalt der Komödie ist lustig und erheiternd für die Zuschauer. Eine Komödie besitzt, anders als die Tragödie, einen lösbaren Konflikt. Das Stück geht also gut aus. Das geschieht jedoch nicht bewusst, denn oft löst sich der Konflikt durch einen Zufall auf.

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Dennis Rudolph
Über den Autor

Dennis Rudolph hat Mechatronik mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik studiert. Neben seiner Arbeit als Ingenieur baute er frustfrei-lernen.de und weitere Lernportale auf. Er ist zudem mit Lernkanälen auf Youtube vertreten und an der Börse aktiv. Mehr über Dennis Rudolph lesen.