Angeborenes Verhalten beim Mensch (Verhaltensbiologie)

Welche Verhaltensweisen sind beim Menschen angeboren, welche werden erst durch Erfahrung oder in einer Gesellschaft ausgebildet? Mit diesen Fragen beschäftigten wir uns in diesem Artikel aus dem Bereich der Verhaltensbiologie.


Läuft eine attraktive Dame auf einer belebten Straße, so sind ihr die Blicke der Männer sicher. Aber warum ist das eigentlich so? Und was nehmen wir überhaupt als attraktiv war? Genau darauf möchten wir in den folgenden Abschnitten zur Verhaltensbiologie genauer eingehen. Dabei beschäftigen wir uns hier erst einmal mit den Verhaltensweisen, die angeboren sind. In einem Folgeartikel gehen wir dann noch auf die Verhaltensweisen ein, welche sich durch Erfahrungen im Leben, sowie durch die Gesellschaft ausprägen.

Angeborenes Verhalten

Im nun Folgenden gehen wir zunächst auf die Verhaltensmuster ein, die Säuglinge an den Tag legen. Anschließend schauen wir uns an, welche Dinge Jugendliche und auch Erwachsene tun, weil es genetisch vorgegeben ist.
Außerdem erfahrt ihr alles über die Grundbegriffe Automatismus, Schlüsselreize, Instinkthandlungen, unbedingte Reflexe und motorische Aktivitäten. Nun also erst einmal einige angeborene Verhaltensmuster von Säuglingen und Erwachsenen:

Angeborenes Verhalten: Säuglinge

  • Berührt man bei einem Säugling mit dem Finger deren Mund, löst man dadurch einen Saugreflex aus. Das hat einen großen Vorteil: Die Säuglinge können an der Brust ihrer Mutter "nuckeln" und dadurch die zum Überleben und Wachstum nötigen Nährstoffe aufnehmen.
  • Auch ein Greifreflex ist angeboren. Berührt ein Gegenstand - oder auch ein Finger - die inneren Handflächen eines Säuglings, umklammert dieses den Finger bzw. Gegenstand.
  • Auch beim Verhalten zeigen sich sofort angeborene Verhaltensmuster: So schreit der noch junge Nachwuchs lautstark, wenn er / sie sich unwohl fühlt.
  • Reflexe liegen ebenfalls schon bei Geburt vor. Bewegt man eine Hand schnell Richtung den Augen des Kindes, so schließt das Lid des Auges sehr schnell um das Auge zu schützen.


Angeborenes Verhalten bis ins Erwachsenenalter:

  • Teile unseres Sexualverhaltens sind angeboren und werden als Schlüsselreize definiert.
  • So empfinden die meisten Männer Frauen attraktiv, die eine schmale Taille, breite Hüften, lange Haare, lange und schmale Beine, einen wohl geformten Busen und weibliche Gesichtszüge aufweisen.
  • Bei Männern hingegen wirken schmale Hüften, breite Schultern, ein trainierter (muskulöser) Körperbau und markante Gesichtszüge als attraktiv.

Eines muss dazu noch gesagt werden: Diese Aussagen treffen auf die Mehrzahl der Personen in der Bevölkerung zu. Dies bedeutet: Nicht jeder Mann bzw. jede Frau findet genau die oben angemerkten Schlüsselreize als attraktiv. Es gibt durchaus einige Ausnahmen.

Der Automatismus

Ein Automatismus ist eine Handlung, die ohne Steuerung durch den Willen des Menschen geschieht. Das bedeutet, dass sie nicht beeinflussbar ist, sie läuft also automatisch ab. Ein Beispiel für einen Automatismus im menschlichen Körper ist beispielsweise die Atmung oder der Pulsschlag.

Das Instinktverhalten

Wenn man von Instinktverhalten spricht, meint man oft die Motivation, die Stimmung eines Menschen oder auch den Drang oder die Tendenz etwas zu tun.


Das Instinktverhalten ist ein angeborenes Verhaltensmuster, das aus verschiedenen Bausteinen des Verhaltens zusammengesetzt ist. Diese Bausteine sind die Instinktbewegungen. Das bedeutet, dass sie vom Körper kontrolliert werden und der Mensch instinktiv handelt. Man nennt dieses Instinktverhalten oft auch Fixed Action Pattern.
Das Instinktverhalten wird durch einen Reiz ausgelöst, einen so genannten Schlüsselreiz. Die reflexartige Bewegung kann solange ablaufen, wie eine Handlungsbereitschaft des Körpers vorhanden ist.

Der Schlüsselreiz

Wir kennen nun die Begriffe Automatismus und Instinktverhalten. Ein weiteres Element dieser Kette aus dem Thema „Angeborenes Verhalten“ ist der Schlüsselreiz. Das ist ein Reiz, der auch als Auslöser bezeichnet werden kann. Er wird durch etwas ausgelöst, einer Wahrnehmung, worauf der Körper mit einer Instinktbewegung reagiert. Das bedeutet: Zunächst nimmt der Körper etwas wahr, dann folgt der Schlüsselreiz und die Reaktion wird mit der Instinktbewegung beendet. Diese drei Elemente des angeborenen Verhaltens finden in einem schnellen Ablauf der Reaktion hintereinander statt.
Der Schlüsselreiz wird in der Verhaltenspsychologie häufig auch mit den drei Grundbegriffen „einfach“, „auffällig“ und „eindeutig“ beschrieben. Es ist also ein einfaches Element, das blitzschnell passiert, also auffällig ist und ein eindeutiges Ziel hat.

Der Reflex

Ein Reflex ist eine Reaktion, die ein Mensch oder ein Tier auf eine Bewegung oder einen Auslöser folgen lässt. Bei einem Reflex ist es so, dass sobald ein Reiz ankommt, eine Reaktion folgt. Das bedeutet aber auch, dass auf einen Reflex immer die gleiche Reaktion folgt: Ein Ball fliegt auf dich zu. Du reißt reflexartig die Arme nach oben, damit er dir nicht ins Gesicht fliegt. Das passiert jedes Mal, wenn ein Ball auf dich zufliegt. Dies bedeutet, dass auf denselben Auslöser immer derselbe Reflex folgt.
Die Reaktionskette des Reiz-Reaktions-Schemas ist die Folgende: Der Reiz muss aufgenommen werden, er wird verarbeitet und mit einem Reflex umgesetzt. Das ist die Antwort. Ein Reflex ist also eine Antwort auf einen bedingten oder unbedingten Reiz.

Der unbedingte Reflex
Wenn man von einem unbedingten Reflex spricht, meint man die angeborenen Reaktionen, die ein Mensch schon bei der Geburt besitzt. Er ist in der Lage weitere unbedingte Reflexe zu entwickeln, sind diese doch schon im Unterbewusstsein vorhanden, sie müssen nur ausgeprägt und entwickelt werden.
Die unbedingten Reflexe sind Vorbeugungsmaßnahmen von Gefahren oder negativen Erfahrungen durch den Körper. Sie möchten den Körper vor etwas Schädlichem bewahren.
Beispiele für den unbedingten Reflex sind die Atmung, die Nahrungsaufnahme, das Niesen, sobald die Nase gereizt wird, das Setzen oder das Hinlegen und das Stehen.


Der bedingte Reflex
Ein bedingter Reflex ist eine Reaktion auf Einflüsse der Umwelt. Das bedeutet, dass er nicht seit der Geburt vorhanden ist, sondern dass er angeeignet wurde. Er wurde im Laufe der Erfahrungen des Menschen mit der Umwelt erlernt.

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Dennis Rudolph
Über den Autor

Dennis Rudolph hat Mechatronik mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik studiert. Neben seiner Arbeit als Ingenieur baute er frustfrei-lernen.de und weitere Lernportale auf. Er ist zudem mit Lernkanälen auf Youtube vertreten und an der Börse aktiv. Mehr über Dennis Rudolph lesen.