Vollverben: Definition und Beispiele

In diesem Artikel erfahrt ihr, was Vollverben sind und wie man sie verwendet. Zum besseren Verständnis gibt es Beispiele. Dieser Artikel gehört zu unserem Bereich Deutsch.


Verben werden in verschiedene Arten eingeteilt. Es gibt Vollverben, Modalverben (wollen, sollen, können, müssen, dürfen, mögen) und Hilfsverben (sein, haben, werden). Vollverben heißen so, weil sie allein das Prädikat eines Satzes bilden können und damit vollwertig sind.


Beispiele:

  • gehen – Ich gehe nach Hause.
  • springen – Er springt.
  • singen – Du singst ein Lied.
  • lesen – Wir lesen ein Buch.

Man unterscheidet bei den Vollverben zwischen Tätigkeitsverben, Zustandsverben und Vorgangsverben.


Beispiele:

  • Ich putze die Fenster. (Tätigkeit)
  • Das Buch liegt auf dem Tisch. (Zustand)
  • Das Gras wächst. (Vorgang)

Die Vollverben können außerdem noch weiter unterteilt werden. Es gibt persönliche und unpersönliche, transitive und intransitive, echte reflexive und unechte reflexive, trennbare und untrennbare Verben. Ein Verb kann mehrere dieser Eigenschaften aufweisen.

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Persönliche Verben erkennt man daran, dass sie ein persönliches Subjekt haben.

  • Ich koche.
  • Der Bus fährt.
  • Jens läuft.

Unpersönliche Verben haben kein persönliches Subjekt sondern das Scheinsubjekt es.

  • Es regnet.
  • Es freut mich, dass wir uns heute noch sehen.
  • Es gibt jetzt Essen.

Transitive Verben erkennt man an drei Merkmalen. Sie fordern den Akkusativ nach sich, sie bilden ihre Perfektformen mit haben und sie haben ein persönliches Passiv (Vorgangspassiv) ohne Scheinsubjekt es.

  • Ich brauche dich. (Wen brauche ich? – dich -> Akkusativ)
  • Du hast mich gerufen. (Wen hast du gerufen? – mich -> Akkusativ + Perfekt mit haben)
  • Der Laden wurde (von mir) geschlossen. (persönliches Passiv)

Intransitive Verben haben dagegen keinen Akkusativ, bilden ihre Perfektformen bei einer Orts- oder Zustandsveränderung mit sein und haben kein persönliches (Vorgangs-) Passiv. Allerdings können nicht alle intransitiven Verben das Passiv bilden. Manche Verben gibt es nur im Aktiv. Dazu gehören dauern, blühen, kommen oder gehören.

  • Das Kind kommt näher. (Perfekt mit sein: Das Kind ist näher gekommen. -> Zustandsveränderung)
  • Er ist gestern nach Hause gefahren. (Ortsveränderung: Perfekt mit sein)
  • Es wurde viel gelacht. (Scheinsubjekt es statt persönlichem Passiv)

Es gibt Verben, die transitiv und intransitiv (d.h. mit und ohne Akkusativ) verwendet werden können. Dabei verändert sich aber ihre Bedeutung.

  • aufbrechen
    • Sie ist heute nach Hamburg aufgebrochen. (intransitiv: kein Akkusativ + Perfekt mit sein durch Ortsveränderung)
    • Jemand hat die Tür aufgebrochen. (transitiv: Akkusativ + Perfekt mit haben)
  • malen
    • Jens malt gerne. (intransitiv: kein Akkusativ)
    • Wir malen ein Bild. (transitiv: Akkusativ)

Reflexive Verben

Bei den reflexiven Verben unterscheidet man echte und unechte reflexive Verben. Echte reflexive Verben können nur zusammen mit einem Reflexivpronomen (mich, dich, sich) auftreten. Unechte reflexive Verben können auch andere Pronomen oder Nomen bei sich haben.


Beispiele für echte reflexive Verben:

  • Peter hat sich gefreut. (echt reflexiv: Reflexivpronomen)
  • Ich bedanke mich bei euch. (echt reflexiv: Reflexivpronomen)

Bespiele für unechte reflexive Verben:

  • Das Buch gefällt ihm. (unecht reflexiv: kein Reflexivpronomen)
  • Das geschieht dir recht. (unecht reflexiv: kein Reflexivpronomen)

Trennbare Verben haben die Betonung immer auf dem Bestimmungswort (ábrechnen, fórtfahren, lóslassen). Getrennt geschrieben werden sie nur in Hauptsätzen und nur im Präsens oder Präteritum. Dabei ist es egal, um welche Satzart es sich handelt, also ob Frage, Aussage oder Aufforderung.


Beispiele:

  • vorlesen:
    • Ich lese den Text vor.
    • Lies den Test vor!
    • Wer liest als nächstes vor?
  • großschreiben:
    • Am Satzanfang schreibt man immer groß.
    • Schreibt den Satzanfang groß!
    • Wieso schreibt man am Satzanfang groß?

Untrennbare Verben haben dagegen die Betonung auf dem Grundwort (beréchnen, anmálen, versúchen) und werden immer zusammengeschrieben.


Beispiele:

  • übersehen:
    • Du übersiehst das Wichtigste.
    • Übersiehst du auch mal etwas?
    • Überseht nicht die Stufe!
  • bestreichen:
    • Sie bestrich das Brot mit Marmelade.
  • verdrehen:
    • Du verdrehst die Tatsachen.

Verben haben meistens mehrere der oben dargestellten Eigenschaften. Sie können z.B. transitiv und unecht reflexiv sein.


Beispiele:

  • Die Nacht bricht an. (intransitiv, trennbar)
  • Er bemalt den Stein. (transitiv, untrennbar)
  • Sie hat sich als erste verabschiedet. (echt reflexiv, untrennbar)
  • Das Buch fesselte sie. (unecht reflexiv, transitiv)

Valenz (Wertigkeit)

Das Verb bestimmt in einem Satz als Prädikat dessen Grundstruktur. Es gibt vor, welche Satzglieder nötig sind, damit ein grammatikalisch korrekter Satz entsteht. Diese Eigenschaft bezeichnet man als Valenz (Wertigkeit) des Verbs. Ein Verb kann als Prädikat zwischen Null und vier Satzgliedern (Subjekt und Objekte) fordern.

  • Nullwertige Verben haben weder ein Subjekt noch ein Objekt, sondern nur das Scheinsubjekt „es“. Meist handelt es sich um Verben des Wetters (Es schneit.). Weitere Beispiele sind hageln, regnen, nieseln, donnern, blitzen…
  • Einwertige Verben fordern nur ein Subjekt. Zu ihnen gehören die intransitiven Verben (Die Blume wächst.). Beispiele sind schlafen, wehen, weinen, stottern, schaukeln, atmen…
  • Zweiwertige Verben fordern ein Subjekt und ein Objekt. Alle transitiven Verben gehören dazu (Sie kocht Suppe.). Beispiele sind essen, helfen, sagen, schneiden, anrufen, danken, gehören, bestehen…
  • Dreiwertige Verben haben ein Subjekt und zwei Objekte (Lisa schreibt ihren Eltern einen Brief.). Beispiele sind geben, legen, schenken, erzählen, beschuldigen, wünschen, begegnen…
  • Vierwertige Verben haben ein Subjekt und drei Objekte (Ich bringe dir die Arbeitsblätter nach Hause.). Beispiele sind bitten, schreiben, übersetzen, überlassen…

Manche Verben können je nach Gebrauch verschiedene Valenzen aufweisen, z.B. das Verb „schreiben“ kann einwertig (Ich schreibe.), zweiwertig (Ich schreibe einen Brief.) oder dreiwertig (Ich schreibe dir einen Brief.) verwendet werden.


Außerdem ist zu beachten, dass einwertige Verben, die kein Objekt zulassen durchaus eine adverbiale Bestimmung haben können. So ist das Verb schlafen zwar einwertig (Er schläft.), kann aber eine adverbiale Bestimmung des Ortes haben (Er schläft im Bett.).

Autorin: Kirsten Schwebel



Dennis Rudolph
Über den Autor

Dennis Rudolph hat Mechatronik mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik studiert. Neben seiner Arbeit als Ingenieur baute er frustfrei-lernen.de und weitere Lernportale auf. Er ist zudem mit Lernkanälen auf Youtube vertreten und an der Börse aktiv. Mehr über Dennis Rudolph lesen.