Mit der Vererbung der Augenfarbe beim Menschen befassen wir uns in diesem Artikel. Dabei wird erklärt, wie sich die Augenfarbe von Eltern auf Kinder überträgt. Dieser Artikel gehört zu unserem Bereich Biologie / Genetik.
Die Mutter hat blaue Augen, der Vater hat brauen Augen. Welche Augenfarbe wird nun das Kind haben? Genau mit solch einer Frage befassen wir uns in diesem Artikel. Dabei werfen wir zunächst einen Blick auf ein sehr einfaches Modell zur Vorhersage der Augenfarbe. Leider haben Biologen herausfinden müssen, dass es in der Realität doch nicht so einfach ist mit der Vererbung der Augenfarbe. Für die Schule reicht die vereinfachte Darstellung manchmal jedoch aus. Dennoch sehen wir uns beide Modelle hier einmal an.
Begriffsdefinition Allel: Die einzelne Erbanlage für ein bestimmtes Merkmal wird Gen genannt. Die Funktionsform eines Genes - also die Art und Weise - wie ein Gen ein Merkmal ausprägt bezeichnet man als Allel. Die Allele eines Gens bewirken die Ausprägung desselben Merkmal bei einem Lebewesen, zum Beispiel der Farbe (bei einer Blüte). Dieses Merkmal kann sich jedoch im Erscheinungsbild verschieden darstellen, zum Beispiel in Form von roten oder gelben Blüten. Man spricht von multiplen Allelen, wenn mehr als zwei Allele eines Gens existieren.
Das Davenport-Modell erklärt die Vererbung der Augenfarbe am einfachsten, hat jedoch einige Schwächen. Da es dennoch beim grundlegenden Verständnis hilft, soll es hier zunächst aufgeführt werden. Nach diesem Modell gibt es nur ein Gen, welches die Augenfarbe braun oder blau festlegt. Dieses Gen liegt diploid ( also in zwei „Kopien“ ) vor. In dem Davenport-Modell gibt es für jede Kopie zwei Ausprägungen, nämlich eines für blaue Augen und ein Allel für braune Augen. Hat der Vater zum Beispiel zwei braune Augenfarben-Allele, die Mutter dagegen zwei blaue Augenfarben-Allele, wird das Kind je ein braunes und ein blaues Allel erhalten.
Im Davenport-Modell hängt die Augenfarbe, die der Mensch später hat, davon ab, welches Allel dominant und welches rezessiv ist. Dabei gilt: Braune Augen sind dominant, blaue Augen rezessiv. Das heißt, im obigen Beispiel hätte das Kind braune Augen. In einer weiteren Generation können aber beide Gene gleichberechtigt weitergegeben werden. Wird das obige Kind der Vater, dessen Frau ebenfalls braune Augen (mit einem blauen und einem braunen Allel) hat, so ist die Wahrscheinlichkeit immerhin 25 %, dass ein blauäugiges Kind entsteht, das zwei blaue Gene hat und keine braunen Gene weitergeben kann. Zu weiteren 75 % wird das Kind braune Augen haben. Allerdings wird die Wahrscheinlichkeit, dass eines der Allele blau ist, dennoch 50 % betragen.
Das geschilderte Davenport-Modell gilt inzwischen als überholt. In der Wirklichkeit wird die Vererbung der Augenfarben braun, grün und blau durch mehr als ein Gen kontrolliert. Dabei gilt die Funktion der Gene „bey2“ (Abkürzung für engl. brown eye 2) und „gey“ (green eye) als gesichert. Für das Gen bey2 existieren Allele für braune und blaue Augen, für das Gen gey liegen Allele für grüne und blaue Augen vor. Dabei gilt die folgende Dominanzreihenfolge: Von oben nach unten nimmt die Dominanz ab, die Rezessivität zu.
Braun ist also am "dominantesten" und blau am "rezessivsten". Jedes dieser Gene liegt diploid vor. Dadurch können ebenso wie beim oben geschilderten vereinfachten Davenport-Modell rezessive Gene an die Kindgeneration weitergegeben werden, auch wenn diese Gene bei der Elterngeneration nicht den Phänotyp (also die äußere Erscheinung) bestimmen.
Man geht von der Wirkung weiterer Gene aus, die die verschiedenen Schattierungen der Farben beeinflussen und die Expression (d.h. das Auslesen) der anderen beteiligten Gene steuern, da auch die oben skizzierten Gene „bey2“ und „gey“ nicht alle Vererbungsfälle erklären. So wird der Fall braunäugiger Kinder bei Eltern mit blauen oder grünen Augen jenseits der oben beschriebenen Gene erklärt (a) durch Mutationen in der männlichen Keimbahn, (b) durch die Wirkung weiterer (evtl. regulierender) Gene und (c) durch die Komplexität der Melaninherstellung.
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