Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ umfasst drei Monate des Lebens der Familie Samsa und erzählt, wie es dem Protagonisten Gregor und seiner Familie ab dessen Verwandlung in einen großen Käfer ergeht. Dieses Werk eindeutig in eine Epoche einzuordnen, ist nicht möglich, da Kafka zwar von seiner Zeit beeinflusst wurde, aber eine Sonderrolle einnimmt.
Kafka schrieb „Die Verwandlung“ im Jahr 1912 mit 29 Jahren, womit dieses Werk zeitgeschichtlich gesehen zum Expressionismus gehört. Jedoch ist Kafka dieser literarischen Strömung nur am Rande zuzuordnen, da er in der Literatur der Neuzeit eine überragende Stellung einnimmt.
So lassen sich seine Werke nicht bis ins letzte Detail deuten. An der Verwandlung erkennt man dies daran, dass Gregors Tod letztlich sinnlos ist und nicht klar wird, weshalb er sich verwandelt hat. Außerdem benutzt er die herkömmlichen Erzählformen, was ebenfalls untypisch für den Expressionismus ist. In dieser Zeit ging es eigentlich darum, diese aufzubrechen und beispielsweise unverbunden und nicht zwingend in der richtigen Reihenfolge zu erzählen. Die Verwandlung ist jedoch vom Aufbau eine normale Erzählung in chronologischer Abfolge des Geschehens. Es gibt zwar Rückblenden, aber diese sind eindeutig als solche erkennbar.
Typisch für den expressionistischen Stil sind jedoch die Themen, die Kafka wählt. Er befasst sich ebenfalls mit Gesellschaftskritik, verpackt diese aber in einen Vater-Sohn-Konflikt und prangert dadurch Machtstrukturen an. Hier ist es der hart arbeitende Gregor, der sowohl von seinem Vater als auch seinem Chef ausgebeutet wird. Die schlechten Bedingungen in der Firma zeigen zudem den verlorengegangen Fortschrittsglauben. Da der zentrale Konflikt aber tief mit Kafkas eigener Biografie verbunden ist, darf er nicht ausschließlich als Gesellschaftskritik verstanden werden. (siehe dazu unseren Artikel Biografischer Hintergrund)
Die im Expressionismus im Vordergrund stehende Perspektivlosigkeit wird an Gregor besonders deutlich, da seine Situation ausweglos ist: er ist und bleibt ein Käfer bis zu seinem Tod – ohne Hoffnung auf Erlösung. Hinzu kommt, dass er immer mehr vereinsamt und alle seine gut gemeinten Kommunikationsversuche missverstanden werden. Außerdem fühlt er sich schwach und minderwertig und auch alle seine Beziehungen zu Mitmenschen scheitern oder kommen erst gar nicht zustande. Ähnlich ergeht sich auch den Autoren des Expressionismus sowie Kafka selbst.
Insgesamt gesehen greift „Die Verwandlung“ demnach für den Expressionismus typische Themen auf, gestaltet diese aber sprachlich anders als üblich und hat zusätzlich noch eine starke persönliche Komponente.
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Autorin: Kirsten Schwebel
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