Gregor Samsa ist eine der vier Hauptpersonen in Franz Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“. Er stellt eines Morgens fest, dass er sich in einen großen Käfer verwandelt hat und versucht sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Die folgende Charakterisierung beleuchtet ihn näher und zeigt seine Stellung in der Familie.
Gregor Samsa ist ein junger, lediger Mann, der noch bei seinen Eltern wohnt. Von Beruf ist er Handlungsreisender, das heißt, er hat Waren der Firma in einem Koffer dabei und verkauft anderen Firmen oder Privatpersonen seine Kollektionen. Er muss dafür viel mit dem Zug reisen und in Gasthäusern übernachten.
Der Chef der Firma ist ein Mann, der von seinen Angestellten die totale Aufopferung für das Geschäft erwartet und sie gerne erniedrigt. Beispielsweise setzt er sich auf ein erhöhtes Pult, wenn er mit ihnen spricht, um ihnen ihre niedrigere Stellung aufzuzeigen. Außerdem kontrolliert er sie. So steht bei den Handlungsreisenden morgens der Geschäftsdiener am Bahnhof, der dem Chef später mitteilt, ob derjenige pünktlich mit dem Zug abgefahren ist. Versäumnisse werden schwer geahndet, wie man an Gregor sehen kann. Er ist nicht abgefahren und bereits kurz nachdem der Chef dies erfahren hat, steht der Prokurist vor der Tür, um Gregor unter Druck zu setzten. Dieses Misstrauen ist eigentlich unbegründet, denn Gregor arbeitet bereits seit fünf Jahren für diese Firma und war nicht einen Tag krank. Außerdem hat er im Vorfeld einen großen Arbeitseinsatz gezeigt, da er sich schnell vom einfachen Handelsgehilfen zum Handlungsreisenden hochgearbeitet hat.
Er opfert sich jedoch nicht nur für die Firma auf, sondern gleichzeitig auch für die Familie. Sein Vater hat nämlich durch den Verlust seines Geschäfts Schulden bei Gregors jetzigem Chef. Diese trägt er ab und sichert außerdem den Lebensunterhalt der ganzen Familie, da er ihr eine schöne, große Wohnung mit zwei Dienstboten ermöglicht. Er benötigt bis zur vollständigen Tilgung aller Schulde noch etwa fünf bis sechs Jahre und kann daher nicht früher bei seinem despotischen Chef kündigen, was eigentlich sein Wunsch ist.
Gregors Leben besteht ausschließlich aus seiner Familie und seiner Arbeit. Deshalb hat er auch nur wenige Freunde, die er aber alle durch seine Arbeit kennt. Auch in der Liebe ist er nicht sehr erfolgreich. Er hatte eine kurze Schwärmerei für das Stubenmädchen eines Landhotels, was für ihn eine liebe und flüchtige Erinnerung darstellt. Lediglich an einer Frau hatte er ernsthaftes Interesse, war aber zu langsam, so dass sie einen anderen erwählte. Mittlerweile beschränkt sich sein Sehnen auf die Frauen in Zeitschriften. Deshalb hat er ein Bild von einer Frau, die Pelzkleidung trägt, ausgeschnitten und in einem goldenen Rahmen an die Wand seines Zimmers gehängt. Damit steht diese Frau für ihn wie auf einem Podest und da es sich um ein Model aus einer Illustrierten handelt, ist sie für ihn unerreichbar.
Dass er kaum Freunde hat und keine passende Partnerin findet, liegt zum einen daran, dass er keine Zeit hat, jemanden wirklich kennenzulernen und zum anderen daran, dass für ihn die Familie immer zuerst kommt. Auch wenn er nicht unterwegs ist, geht er abends nicht aus, sondern sitzt zu Hause und beschäftigt sich beispielsweise mit Laubsägearbeiten und stellt unter anderem Bilderrahmen her. Dies ist eigentlich eine Beschäftigung für Kinder und zeigt, dass Gregor sich selbst nicht als erwachsenen Ernährer der Familie sieht, sondern als Kind, das seinen Eltern gefallen will. Gregor ist nicht in der Lage, sich von seiner Familie zu emanzipieren und ein eigenständiges Leben zu führen, bei dem er auf seine Wünsche und Bedürfnisse achtet.
Generell ist er extrem selbstlos, da ihm nur das Glück seiner Lieben, insbesondere seiner Schwester, am Herzen liegt. Zu Grete hat er ein besonderes Verhältnis und er hört ihr äußerst gerne beim Geigenspiel zu. Sein Wunsch ist es daher, sie nach Weihnachten Musik an einem Konservatorium studieren zu lassen.
Nach Gregors Verwandlung hat sich die Situation für ihn kaum verbessert. Die Abhängigkeiten haben sich zum Teil umgedreht. Gregor fällt als Ernährer der Familie aus und muss nun selbst von dieser – im wahrsten Sinne des Wortes – ernährt werden. Trotz der am Ende immer schlechteren Versorgung und der Misshandlungen durch den Vater denkt er nur mit Zärtlichkeit und Liebe an seine Familie.
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Autorin: Kirsten Schwebel
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