In Georg Büchners Drama „Woyzeck“ wird der arme und geistig verwirrte Soldat Franz Woyzeck zum Mörder von Marie Zickwolf, seiner Geliebten und Mutter ihres gemeinsamen unehelichen Sohnes Christian, weil sie ihn mit dem Tambourmajor betrogen hat. Hier findet ihr eine ausführliche und auf jede Szene eingehende Interpretation des Dramas. Die Reihenfolge der Szenen folgt der Lese- und Bühnenfassung von Reclam. Auf Zitate wurde aufgrund von abweichenden Seiten- und Zeilenzahlen in den verschiedenen Ausgaben weitestgehend verzichtet.
Woyzeck: Szenenanalyse Übersicht:
Szene 13 – Nacht. Woyzeck und Andres in einem Bett
Auch in der Nacht sind Woyzecks Wahnsinnsanfälle noch nicht abgeklungen. Er rüttelt den tief schlafenden Andres wach, mit dem er sich ein Bett teilt, und erzählt ihm, dass ihn die nachmitttägliche Musik und Stimmen aus der Wand verfolgen. Andres ist müde und geht kaum darauf ein. Er versucht Woyzeck mit ein paar Floskeln zu beruhigen und schläft weiter.
Das hat bei Woyzeck aber keine Wirkung, er meint ein Ziehen zwischen den Augen zu haben. Andres erkennt auch hier Woyzecks Wahnsinn nicht, sondern denkt, er hat Fieber und rät ihm daher, dieses mit Schnaps und einem fiebersenkenden Pulver zu kurieren. Man erkennt deutlich, dass ein psychisches Problem Andres‘ Horizont übersteigt. Er kann sich nicht vorstellen, dass ein Leiden keine körperliche Ursache hat.
Auch Woyzecks Versuche sich im anzuvertrauen und sein Problem zu schildern, versteht er deshalb nicht. Außerdem zeigt sich auch hier sein Desinteresse an seinem Kamerad, da er kaum auf ihn eingeht.
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In einem Wirtshaus brüstet sich der Tambourmajor selbstverliebt damit, wie stark er ist und dass er jeden Zweikampf gewinnen würde. Er protzt so selbstverliebt mit seiner Stärke und Männlichkeit, dass er behauptet, nur der „Herrgott“ (S. 31, Z. 6) könnte ihn im Kampf besiegen. Als er Woyzeck erblickt, der ebenfalls da ist, beginnt er ihn zum Trinken zu animieren.
Als das nicht funktioniert, provoziert er ihn, bis Woyzeck mit ihm ringt und verliert. Diese weitere Demütigung (neben dem Betrug mit Marie) wertet das Ego des Tambourmajors auf und er freut sich darüber und dass er sich als unbesiegbarer toller Mann bewiesen hat. Er ist kein fairer Gewinner, sondern verspottet seinen unterlegenen Kontrahenten noch zusätzlich, während er ihn im Schwitzkasten hält.
Bei Woyzeck verursacht diese Niederlage den Wunsch, seine Angelegenheiten, eine nach der anderen (vgl. S. 31, Z. 25), zu regeln. Der Vorsatz, Marie zu töten, wird zur Gewissheit, da er ihr indirekt auch diese Schmach verdankt. Nun richtet sich sein ganzes Handeln auf dieses Ziel. Damit markiert diese Szene den Wendepunkt im Drama, da Woyzeck nicht bereit ist, weitere Demütigungen hinzunehmen und nun auch bei klarem Verstand seine Geliebte ermorden will.
Woyzeck beginnt nun Vorbereitungen für Maries Ermordung zu treffen und kauft bei einem Juden ein Messer, da er sich eine Pistole nicht leisten kann. Der Jude nimmt an, dass sein Kunde sich damit selbst töten will und preist es ihm als günstig an.
Da er Waffen verkauft, ist ihm klar, dass das Messer sicher nicht als Küchenutensil gekauft wird. Er ist aber sehr abgestumpft gegenüber seinen Mitmenschen, da es ihm völlig egal ist, was sein Kunde vorhat. Durch seine Werbung ermutigt er ihn sogar noch. Woyzeck überzeugt sich davon, dass das Messer wirklich scharf ist und kauft es für zwei Groschen.
Woyzeck: Szenenanalyse Übersicht:
Autorin: Kirsten Schwebel
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